Wer als junger Mensch gerade die Schule abschließt, ist heiß umworben: Auf dem Arbeitsmarkt gibt es mehr Ausbildungsstellen als Ausbildungssuchende. Dadurch sind die Verhältnisse klar: Die Firmen müssen sich strecken und um die Bewerberinnen und Bewerber werben, diese können wählerisch sein. Das zeigt auch ein kurzer Einblick in das Planspiel „Ready Steady Go“, das an diesem Dienstag wieder an der Gemeinschaftsschule in Winterbach stattgefunden hat. Dabei üben die Neuntklässler ein Bewerbungsverfahren und das Gespräch dazu mit Firmenvertretern.
Schüler der Lehenbachschule in Winterbach: Erst noch den Realschulabschluss machen
Mario, Nik, Abdu und Maxim sitzen nach ihren Bewerbungsgesprächen im Aufenthaltsraum des Mensagebäudes der Lehenbachschule. Sie sind zufrieden mit dem bisherigen Ablauf des Tages. Wäre es ein richtiges Bewerbungsgespräch, hätte man ihn genommen, erzählt Abdu. „Ich möchte aber noch neun plus zwei machen.“ Das heißt: Er wird an der Gemeinschaftsschule nach seinem Hauptschulabschluss das Schuljahr auf Realschulniveau wiederholen, um dann nach der zehnten Klasse den Realschulabschluss machen zu können. Auch Nik will das so machen. Sein Berufswunsch: „Kfz-Mechatroniker“. Bei einer Firma in Weinstadt hat er dazu auch ein Praktikum absolviert.
Mario will ebenfalls Kfz-Mechatroniker werden. Maxims Berufsziel: „Fachinformatiker Anwendungsentwicklung“. Damit hat er sich beim Berufsplanspiel bei Klingele und Peter Hahn vorgestellt. „Beide bilden den Beruf aus und beide haben gesagt: Wäre das ein echtes Gespräch, hätten sie mich eingestellt.“ Jedoch: Die Firmen aus Remshalden und Winterbach müssen sich wohl hinten anstellen. Er wolle es erst mal bei einem größeren Unternehmen wie Mercedes probieren, sagt Maxim. Dort verdiene man mehr. Nik will deswegen zu Porsche. Abdu meint dazu: „Ich habe gehört, dass man bei Porsche mehr verdient als bei Mercedes.“
Konkurrenz der großen Firmen wie Bosch, Porsche oder Daimler
Das Gehalt ist für die vier Jungs im Alter zwischen 14 und 16 Jahren also ein wichtiger Faktor. Dass die meisten zu den Großen wie Bosch, Porsche oder Daimler wollen, ist für die mittelständischen Unternehmen aus dem Remstal keine Überraschung. Mit dieser Konkurrenz leben sie schon lange. Deswegen ist für sie ein Termin wie „Ready Steady Go“ auch wichtig, um Kontakte zu jungen Leuten zu knüpfen und zu zeigen, was sie zu bieten haben gegenüber den Großunternehmen.
Man bringe manchen schon zum Nachdenken, wenn man klarmache, dass sie zum Beispiel als Kfz-Mechatroniker bei einer Firma wie Daimler wahrscheinlich einfach die ganze Zeit am Band stehen und einen eintönigen Arbeitsalltag haben, meint Tom Dinkel, Technischer Ausbilder beim Remshaldener Maschinenbauer Schnaithmann. „Dann müssen wir kleinen Firmen herausstellen: Bei uns ist es viel abwechslungsreicher.“
Man sei als Mitarbeiterin oder Mitarbeiter eben nicht nur eine kleine Nummer unter vielen, mehr als ein kleines Rädchen im großen Getriebe, pflichtet Sascha Guse, Ausbildungsverantwortlicher beim Remshaldener Papier- und Wellpappenhersteller Klingele, bei. Der Stellenwert sei ein ganz anderer als in einem riesigen Weltkonzern. Es gebe flachere Hierarchien und bessere Möglichkeiten, etwas zu erreichen. Dabei ist Klingele auch schon lange kein ganz kleiner Betrieb mehr und hat laut Sascha Guse weltweit 3600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Work-Life-Balance: 35-Stunden-Woche ist ein Muss
Bei Schnaithmann sei jetzt die 35-Stunden-Woche für Azubis eingeführt worden, berichtet Tom Dinkel. Stichwort: Work-Life-Balance. Wenn mögliche Bewerber oder auch deren Eltern sich über einen Job bei Schnaithmann informieren und dann hören würden, dass es noch eine 40-Stunden-Woche gebe, dann würden viele sich gleich wieder abwenden oder auflegen, meint Dinkel. „Wir müssen gucken, dass wir irgendwie wettbewerbsfähig bleiben.“ Angebote wie „Ready Steady Go“ seien sehr gut, um in Kontakt zu kommen.
Planspiel „Ready Steady Go“: Organisiert von Lehrern und der Schulsozialarbeit
Und die Schülerinnen und Schüler bekommen an diesem Tag ein realistisches Gefühl dafür, wie das so ist, im Bewerbungsgespräch zu sitzen und sich präsentieren zu müssen. Organisiert und durchgeführt wird das Planspiel seit mehr als zehn Jahren von Lehrern und der Schulsozialarbeit.
Vor Ort waren in diesem Jahr wieder verschiedene Bildungspartner der Schule: Andreas Maier, Peter Hahn, Karl Schnell, Schnaithmann, Frech, Garten- und Landschaftsbau Merkt, Bildungszentrum Bau Geradstetten, Klingele, Contexo, Deutsche Bahn Fernverkehr. Außerdem waren Vertreter von der Agentur für Arbeit, von der Beratungsstelle für Familien und Jugendliche des Rems-Murr-Kreises, vom Lions Club Winterbach, vom Job Point Remshalden und vom Bildungszentrum Bau Geradstetten da.
Author: Maria Lang
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